Hufpflege nach den Gesichtspunkten der Anatomie

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Die Notwendigkeit, die Hufe der Pferde zu bearbeiten besteht, weil die Pferde nicht, wie in der freien Natur jeden Tag zwischen 15-25 Kilometer zurücklegen müssen, um genug Nahrung und Wasser zu finden.

Das domestizierte Pferd steht die längste Zeit an einem Fleck, meist ist nicht mal ein großer Weg nötig, um vom Futter zum Wasser zu gelangen.

Der „Organismus“ Pferd ist aber auf diese ständige Bewegung und die permanente Futteraufnahme, die nur von wenigen Pausen unterbrochen wird, ausgelegt. Die Verdauung funktioniert nur optimal, wenn sich das Pferd ausreichend bewegen kann. Das Futter sollte so natürlich wie möglich sein. Also am besten eigentlich Gras. Hier muß aber erwähnt werden, daß unsere Weiden nicht mehr dem entsprechen, was ein Pferd benötigt. Angebracht wären kräuterreiche Wiesen. Leider finden wir in unserer von Monokultur und Nutztierhaltung gezeichneten Natur meist nur noch mineralstoffarme und zugleich überdüngte Kleeweiden, auf denen sich auch noch der Hahnenfuß ausbreitet. Mit ein wenig Glück steht hier und da noch ein Büschel Löwenzahn zwischen dem Weidelgras. Als Hauptfutterquelle ist so eine Wiese für Pferde nicht ausreichend, bzw. zu einseitig.

Über Fütterung und Haltung werde ich bald in einem Extrapunkt berichten. Hier nur der Hinweis, wie stark die Komponenten Haltung, Fütterung und auch der Untergrund auf dem das Pferd lebt, mit der (Huf-) Gesundheit des Pferdes zusammenhängen.

 

Kommen wir aber wieder auf den Huf und seine Funktionen:

Schutzfunktion: Wie ein ständig nachwachsender Schuh.

Stoßdämpfung: Der Huf fängt beim Auffußen ca. 80% der Aufprallenergie ab. Das gelingt mit Hilfe von Verformung. Diese Verformung ist aber nur möglich, wenn der Huf nicht daran gehindert wird z.B. durch ein Eisen. Ist diese Verformung nicht möglich, wird ansonsten geschütztes Gewebe übermäßig beansprucht und auf Dauer geschädigt. (Knochen, Sehnen, Bänder, Gelenke, ja sogar Organe). Wichtigster Bestandteil hier der Strahl. Dieser sollte immer gut ausgeprägt sein und wenn er gesund ist auch Bodenkontakt haben, sonst kann er seiner Aufgabe nicht nachkommen.

Pumpfunktion für die Blutzirkulation: Die Hufe werden auch als die 4 „Hilfsherzen“ bezeichnet. Wenn sie ausfallen, weil sie in ihrer Funktion behindert sind, kommt es zu Organschäden. Das Herz, die Leber und nach und nach auch die anderen Organe müssen mehr arbeiten, als sie können.

Ausscheidungsfunktion: Im Huf wird überschüssiges Eiweiß aus dem Körper umgebaut in Horn und somit für den Körper unschädlich gemacht. Kann dies nicht erfolgen, weil die Durchblutung nicht stimmt und der Hufmechanismus nicht funktioniert, verbleibt das Eiweiß im Körper und richtet hier Schaden an. Vorwiegend in der Leber, Niere, Haut und auch Huflederhaut-> Hufrehe.

Viel kann schon getan werden, indem man die Haltungsbedingungen optimiert. Die Wege zwischen Futter und Wasser so lange wie möglich halten. Offenstallhaltung in der Gruppe. Gutes Futter und das im Dauerangebot, für eine physiologische Haltung, so bodennah als möglich. Verschiedene Böden! Man kann von einem Pferd, welches 23 Stunden auf weichem Boden steht, nicht erwarten, dass es freudig über spitze Steine im Gelände läuft. Der Huf braucht Anreize um widerstandsfähiges Horn zu produzieren.

Neben der regelmäßig notwendigen Hufpflege zur Gesunderhaltung des Pferdes bietet eine anatomisch korrekte Hufpflege eine sanfte Hilfe bei sämtlichen Erscheinungen, wie Strahlfäule, verbreiterte weiße Linie, schiefe Hufe, ungeklärten Lahmheiten, Hufrollenentzündung, Zwanghufen und Hufrehe.

Bei einer Umstellung von Eisen auf Barhuf kann es in der ersten Zeit sein, daß beim Ausreiten Hufschuhe nötig sind. Bei reiner Koppelhaltung oder zu wenig hartem Untergrund kann es auch sein, daß Hufschuhe für Geländeritte notwendig bleiben!

Wenn auch Sie sich für diesen Weg entscheiden und mehr erfahren möchten, berate ich Sie herzlich gerne.